Wie du bewusst Grenzen erkennst und setzt
Die Idee für diese Folge entstand, als ich in einer Situation war, in der ich noch nie zuvor in einer Zusammenarbeit gewesen war. Ich spreche in dieser Folge ganz persönlich – daher ist es eine neue Folge in der Rubrik nackt + roh.
Es geht um: GRENZEN.
Warum es schwer fällt, nein zu sagen
In meinen 1–1 Coachings stelle ich immer wieder fest, dass es meinen Kundinnen schwer fällt, ihre Grenzen zu ziehen oder sie zu benennen bzw. zu bemerken. Die Gründe dafür sind vielfältig: Man möchte das Gegenüber nicht verletzen, man traut sich nicht, nein zu sagen, denn wer weiß, welche Konsequenzen das haben könnte usw. Doch was bleibt, ist ein Unwohlsein. Vielleicht sogar Unzufriedenheit mit dir selbst. Darum stelle ich dir einmal diese Frage: Wie verhältst du dich, wenn deine Seelische Gesundheit, dein Wohlbefinden, oberste Priorität hat für dich?
Was kannst du tun, um dich SOFORT in einer kritischen Situation abzugrenzen?
Diese Schritte kannst du gehen:
1.
Nimm wahr, dass deine Grenzen übergangen werden und verbinde dich zunächst mit dir selbst: Was ist dein Bedürfnis? Welche Grenze wird hier irritiert?
2.
Versuche es mit Kommunikation zu lösen. Suche das Gespräch mit der Person oder mit einer Vertrauensperson, die dann möglicherweise vermitteln könnte.
3.
Thematisiere die Grenzüberschrei-tung und beschreibe faktisch, was passiert ist. Definiere deine Grenzen und was deine Maßstäbe für die weitere Zusammenarbeit sind.
4.
Werden deine Grenzen weiterhin ausgedehnt oder ignoriert, dann hilft nur eines: Verlasse die Situation. Such dir Hilfe bei einer Vertrauensperson.
In dieser Folge erfährst du:
Wie du bei dir Grenzen wahrnehmen lernst
Was du tun kannst, wenn du dich in einer Situation klar abgrenzen musst
Warum Grenzen wichtig sind für unser Miteinander
The Host or Guest
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Und wenn es eine Situation ist, in der deine körperlichen Integrität nicht gewahrt wird gibt es nur eines:
ein ganz klares STOP!
Wie schon gesagt, der Ursprung für diese Folge ist eine Erfahrung, die ich gemacht habe. Diese Vorgehensweise wurde in jener Zusammenarbeit nur bedingt respektiert. Ich habe versucht mich zu schützen, indem ich die Person gemieden habe, ich habe es immer wieder versucht, klar und präzise in Worten einzugrenzen. Daher habe ich in letzter Konsequenz entschieden, die Situation zu verlassen. Es gab leider keinen anderen Weg.
Was hat mich zu dieser Entscheidung geführt? Ich priorisiere IMMER meine seelische Gesundheit. Ich habe richtig gemerkt, wie mich diese Zusammenarbeit psychisch belastete, nicht losließ. Wie dieser Lebensbereich in andere Lebensbereiche überschwappte – also auch da fand quasi eine Entgrenzung statt. Daher musste ich die Zusammenarbeit beenden.
Priorisiere deine seelische Gesundheit
Vielleicht bemerkst du schon, dass das Thema GRENZEN verschiedene Seiten hat: einmal die eigenen Grenzen wahrnehmen – und sie dann auch kommunizieren.
Grenzen haben viele Facetten
Wie gelingt es dir bisher, deine Grenzen wahrzunehmen? Was tust du, um da hin zu spüren?
muss es immer erst soweit kommen, dass jemand sie übertritt, damit du deine Grenzen erkennst?
So lernst du deine Grenzen wahrzunehmen:
Sei dir klar darüber, welche Bedürfnisse du hast. Deine Bedürfnisse zu kennen ist ein Anhaltspunkt, um deine Grenzen zu definieren. Die Grundlage dafür, zu erkennen, was du brauchst, ist es, deine Gefühle wahrzunehmen. Denn unsere Gefühle sind Hinweise auf unsere Bedürfnisse. Dein Körper signalisiert dir, wenn etwas nicht gut läuft – oder auch, wenn dir etwas gut gefällt. Übe dich in Achtsamkeit. Das ist der erste Schritt.
Ein weiterer ist, deine Werte zu kennen. Und damit auch zu wissen: Wofür stehst du zur Verfügung? Und wofür nicht? Das zu wissen und das dann auch zu verkörpern ist ein großes Geschenk, das du dir machst und auch deinem Gegenüber. Kenne deine Werte, mit denen du in die Zusammenarbeit gehst und in die Verbindung mit deinen Mitmenschen. Das wird dir helfen, dich klarer abzugrenzen, sollte etwas entgegen deiner Werte laufen bzw. auszustrahlen, was dir wichtig ist.
Was glaubst du: Was strahlst du aus bzw. wie wirst du wahrgenommen – wenn du dir klar über deine Bedürfnisse und Grenzen bist und wie wenn nicht?
Je klarer du bist und das auch ausstrahlst, desto wahrscheinlicher ist, dass dir andere mit Respekt begegnen bzw. so, wie du es dir wünschst. Damit entstehen neue Räume für das Gelingen deiner Begegnungen.
Deine Klarheit schenkt auch dir Raum: Raum für Spüren. Du fühlst, was du möchtest, was nicht – und vielleicht auch, woher manche Gefühle stammen. Du kannst dich im Innen sortieren und zur Ruhe kommen. Deine Grenzen haben eine Geschichte: wie wir Grenzen wahrnehmen, was wir als Überschreitung oder Entgrenzung empfinden, wie wir Grenzen setzen oder unsere Bedürfnisse kommunizieren können, hat oft zu tun mit Erlebnissen in unserer Geschichte. Wenn du merkst, dass dich etwas blockiert und du nicht dahinter kommst, warum du dich in einer bestimmten Situation so verhältst, dann lass uns gemeinsam herausfinden, was dich zurückhält: Im DEEP DIVE Intensivcoaching lösen wir deine Blockaden, sodass du dich frei wirst bonhinderlichen Überzeugungen und in deine Präsenz kommst.
Grenzen sind wichtig aus vielen Gründen: Ein Grund ist ganz offensichtlich, dass es dir gut geht. Dein Wohlbefinden und deine seelische Gesundheit – notfalls dein Selbstschutz – stehen an oberster Stelle. Außerdem sind Grenzen bedeutsam für das Gelingen unserer Beziehungen – ob in der Arbeit oder im persönlichen Leben. Du wirst greifbar für deine Mitmenschen. Ohne Grenzen ist alles fließend, verschwimmt. Mit Grenzen kann man zupacken und dem Handeln eine Richtung geben.
Das sind die wichtigsten Take Aways aus der Folge:
Kenne deine Prioritäten in der Zusammenarbeit oder im Miteinander, dann weißt du ganz klar: STOP! Das geht gar nicht!
Kenne deine Bedürfnisse.
Kenne deine Werte: Wofür stehst du? Wofür stehst du zur Verfügung und wofür nicht?
Impuls:
Ich lade dich ein, einmal neugierig zu beobachten, mit einer lernbereiten Haltung, mal zu schauen, welche Gefühle in welchen Situationen und Interaktionen sich äußern. Und auf welche Bedürfnisse und Grenzen du dadurch schließen kannst. Und dann vielleicht probierst du einmal in einer Situation aus, dich behutsam abzugrenzen — mit Einfühlungsvermögen für dein Gegenüber. Mit Klarheit und Verständnis für dich selbst.
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Vor dieser heutigen Folge war ich sehr aufgeregt. Sie wird roh. Nackt. Unverstellt. Und deshalb gibt es auch weder Intro noch Outro und keine Tonnachbearbeitung. Es geht um eine sehr persönliche Geschichte und die möchte ich dir einfach so nah wie möglich erzählen.
Vor etwa 10 Jahren hatte ich eine richtige Stimmkrise, in der ich meine Stimme komplett verlor – und schließlich wiederfand. Warum mir das passiert ist und wie ich da rausgekommen bin, welche Schlüsselmomente es auf dem Weg gab und wie ich heute damit umgehe, wenn die Stimme holpert – das teile ich mit dir in der heutigen Episode.
Erst einmal: Warum ist diese Folge so wichtig? Warum ist es mir so ein Bedürfnis, meine Geschichte mit dir zu teilen? Nun, zunächst bin ich sicher nicht die einzige, deren Stimme, ach was, deren ganze Identität in einer Krise war. Sicher hast du Einiges, was ich dir heute erzähle so ähnlich auch schon erlebt und wir resonieren da miteinander. Außerdem ist das, was ich dadurch gelernt habe, ganz essenziell dafür, was ich heute mache und wer ich heute bin. Stimme fand ich schon immer interessant und ich spürte da schon immer ein großes Potential in mir und viele Fragen – dank dieser Zeit, die sich so furchtbar anfühlte, als ich sie durchlebt habe, bin ich heute da, wo ich bin und die Frau, die ich heute bin. Okay. Lass uns anfangen. Ich muss mich etwas ranreden und zurückgehen in eine Zeit vor über 10
Jahren: damals war ich Schauspielstudentin an der Ernst Busch Hochschule für Schauspielkunst in Berlin. Es war das, was ich immer machen wollte: Schauspielerin wollte ich werden, solange ich denken kann, was man mit seinem Leben anfangen kann. Die menschliche Psyche, Erlebnisse, Beziehungen, Stimme, Sprache – das war schon faszinierend für mich, seit ich ein kleines Mädchen war und ich mochte schon immer gern Menschen beobachten und analysieren und mich spielerisch ausleben. Beste Voraussetzungen, um Schauspielerin zu werden.
Im 2. Studienjahr durften wir zum ersten Mal für ein Szenenstudium auf die große Bühne – das fand ich echt aufregend und empfand das als großen Schritt. Und ich durfte mit einer Schauspielerin arbeiten, die ich bereits seit ein paar Jahren sehr bewunderte, die auch ein großes Vorbild für mich war auf der Theaterbühne. WOW! Es wurde Herbst glaube ich, ich setzte mich unheimlich unter Druck, wollte in allem richtig gut sein – in jedem Unterricht, besonders in diesem Szenenstudium. Kurz zur Erklärung: Auf der Schauspielschule probt man immer für ungefähr sechs Wochen ein paar Szenen einer durch die Mentorinnen zugeteilten Rolle aus einem Stück. Da ist man dann mit anderen Kommiliton*innen zu zweit, zu dritt oder manchmal auch zu viert und arbeitet mit einem Dozenten oder einer Dozentin, die das ganze sozusagen inszeniert. Dann gibt es ein Vorspiel, das einer Prüfung entspricht mit anschließender Auswertung. Für mich ging es also um was. Und nun muss ich noch ein Stück zurückgehen: In meiner Jugend habe ich Leistungssport gemacht. Schwimmen. Da wir bereits sehr früh an großen Meisterschaften teilnehmen können – denke an Franzi van Almsick, die mit 14/15 Jahren bei Weltmeisterschaften abgesahnt hat – war das Trainingspensum entsprechend hoch und in mir festigte sich der Glaube: viel hilft viel. Ohne Fleiß kein Preis. Es muss wehtun, du musst über Grenzen gehen. Sonst hast du nicht alles gegeben. Gut. Das ist eine wichtige Information, denn: Während der Probenzeit zu diesem Szenenstudium bekam ich eine Erkältung. Ich dachte mir: ach was, ich pump mich hoch, wird schon werden – Pause machen nur die Schwachen, aber ich bin stark. So schleppte ich mich eine Zeit, probte Vollgas, ging auch mit vollem Karacho in die Stimmkraft. Eines morgens in meiner WG-Küche hatte ich so starke Schmerzen beim Sprechen, dass ich doch Angst bekam. Es fühlte sich an, also würden meine Stimmbänder verbrennen. Damit ging ich dann doch zum HNO. Diagnose: Kehlkopfentzündung. Zwei Wochen Stimmruhe. Inhalationen. Und das Schlimmste natürlich: keine Proben. Dabei hatte ich mich so auf diese Arbeit gefreut und war zu allem bereit. Doch mein Körper war nun überhaupt nicht mehr bereit. Und meine Stimme schon gar nicht. Ich war völlig fertig...
Was nun folgte, war eine Odyssee. Ich fühlte mich einsam und isoliert. Ich redete mir ein, dass es allen anderen in meiner Klasse leichter fiel, mit den Anforderungen des Studiums klar zu kommen, dass nur ich mich schwer tat – und das verstärkte den Druck, den ich mir machte nur noch mehr. Nach etwa 10 Tagen Stimmruhe wollte ich es wagen, meine Stimme zu testen. Ich hatte gerade geduscht, war im Bad und wollte einfach nur einen Satz sagen. Doch raus kam nur Luft. Ja, du hast richtig gehört: Nur Luft. Die Panik überrollte mich. Sofort ließ ich kühles Wasser über meine Handgelenke laufen. Brach in Tränen aus. Sah mich mit verquollenen Augen im Spiegel an und wusste nicht weiter. Hatte ich nun für immer meine Stimme verloren? Würde ich niemals
Schauspielerin werden? Niemals die Bühne rocken, intensiv fühlen und andere Menschen mitreißen? Das war es, was ich wollte: Spielen, um zu erleben und miterleben zu lassen. Damit die Menschen die Menschen verstehen. Das war mein Anspruch. Ich hatte schon immer einen sehr hohen Anspruch an mich. Der mir oft großen Druck machte. Mich nicht schlafen ließ. Mich nicht mein Leben genießen ließ. Mich nicht entfalten ließ. Könnte der Phoniater damals recht gehabt haben? Vor der Schauspielschule musste man ein phoniatrisches Gutachten erstellen lassen, das bescheinigte, dass man organisch geeignet war für den Schauspielberuf. Seine Worte damals: Na gut, ich stelle Ihnen das aus, aber es wird schwer werden für Sie – Sie werden womöglich nie auf einer großen Bühne stehen können, Ihre Stimme ist zu zart dafür. Mir war es Wurscht – Hauptsache, ich bekam das Gutachten. Challenge accepted! Ich werd meinen Weg schon gehen. Und nun? Hatte ich versagt. Heute denke ich mir: Wie unglaublich diese Aussage von diesem Arzt doch war und wie sehr sie mich beeinflusst hat. Ein Moment in seinem Leben, den er wahrscheinlich gleich wieder vergessen hatte, der mein Leben jedoch prägte. Denn in mir hat sich abgespeichert: ich muss mich anstrengen. Ich werde es schwer haben. Ich bin eigentlich ungeeignet. Im Coaching erlebe ich ganz oft ähnliche Momente mit den Frauen, mit denen ich arbeite. Auch ihnen sind einmal Sachen gesagt worden, die sich eingeprägt haben als Überzeugungen wie: Ich bin immer die Leise. Was ich zu sagen habe, ist nicht wichtig. Es ist egal, ob ich gehört werde. Es interessiert sowieso niemanden. Und das hemmt. Das fühlt sich echt beschissen an. Auch ich wurde während meiner Stimmkrise von ähnlichen Gedanken heimgesucht: Bestimmt verachten mich alle dafür, dass ich so schwach bin. Mit mir verbringt man nicht gern Zeit, weil ich so belastet bin mit meiner Krise. Nur mir geht es schlecht. Ich war fast neidisch darauf, wie wenig die anderen auf ihre Stimmen anscheinend achten mussten und Umschreien konnten, wie es ihnen gefiel... Gut. Zurück zur Badezimmer-Situation. Es kam also nur Luft raus. Ich kommunizierte mit meiner Mitbewohnerin nur über Zettel. Ich tat alles, um gesund zu werden: Schluckte Vitamine, inhalierte wie eine Weltmeisterin, trank Ozeane an Ingwertee. Nahm pflanzliche Tropfen, Schüsslersalze. Konnte mir beim Bäcker ja nicht mal ein Brötchen bestellen! Ich fühlte mich klein und nicht existent auf der Welt. Ohne Stimme hatte ich meine Persönlichkeit verloren. Und genau darum ging es. Das Organische war das Eine: Die Kehlkopfentzündung war das Eine und die war irgendwann natürlich ausgeheilt. Nun ging es um mehr. Nun ging es darum, mich von Innen heraus zu stärken und im wahrsten Sinne des Wortes meine Stimme zu finden. Damit meine ich meine Identität, meine Persönlichkeit und mich als erwachsene Frau. Offensichtlich mangelte es mir an Selbstvertrauen, an Selbstbewusstsein – und daran, meine Wirkung selbst einschätzen zu können. Das sind heute tatsächlich auch die drei häufigsten Themen im Coaching. Selbstvertrauen im Sinne von sich selbst vertrauen, dass das, was du zu sagen hast, Bedeutung hat. Dass du Bedeutung hast. Selbstbewusstsein als sich selbst bewusst sein, wie du mit deinem Material, das heißt mit deiner Stimme, deinem Körper, deinem System, das dir Ausdruck verleiht, umgehst. Und schließlich die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung, um zu wissen, was du da tust oder getan hast und wie du es anpassen kannst. Damit du unabhängig bist vom Feedback von außen. Denn das kann qualifiziert sein oder eben nicht – und es ist ganz ganz wichtig, dass du lernst, dass DU dein eigener Maßstab bist. Das ist auch tatsächlich eines der größten Learnings aus dieser Zeit: Ich bin mein eigener Maßstab. Nur ich kenne meinen gesamten Weg, nur ich darf über mich urteilen – im besten Sinne des Wortes – nur ICH darf mich bewerten. Und heute bin ich tatsächlich sehr dankbar für diese Zeit, die sich damals natürlich furchtbar anfühlte, die aber dazu beigetragen hat, dass ich heute da bin, wo ich bin, dass ich weiß, was ich weiß – und es nun im Coaching weitergeben kann. Damit auch du deine Stimme findest und deine Persönlichkeit, deine Authentic Expression lebst. Doch ich möchte nicht vorgreifen. Ich versuchte also neben dem körperlichen mich-wieder- aufbauen auch ein seelisches. Und bekam eine großartige Unterstützung. Über die Schauspielschule kam ich zu einer Stimmtherapeutin, die ich für die gesamte restliche Zeit an der Schauspielschule aufsuchte. Mit ihr zusammen baute ich meine Stimme wieder auf. Lernte meine Stimme erst einmal richtig kennen und lieben. Durch die Kehlkopfentzündung war meine Schleimhaut Komplett abgerieben. Diese Schleimhaut ist eigentlich dafür da, die Stimmbänder zu befeuchten, sie elastisch zu halten und sie zu schützen. Diesen Schutz bauten wir gezielt und geduldig wieder auf. Tag für Tag am Anfang, später Woche für Woche oder vor jeder Theateraufführung, die ich während des Studiums hatte. Und Stück für Stück und in diesem vertraulichen Rahmen kam auch mein Selbstvertrauen wieder. Ich lernte meine Stimme zu genießen, ihr irgendwann sogar etwas zuzumuten. Mein Sprecherzieher durfte ein Mal hospitieren und versuchte, mich ebenfalls im schulischen Kontext zu unterstützen, denn es war längst klar, dass es nicht nur um technische oder wie wir im Theater sagen, um handwerkliche Mängel ging – es ging darum, mir wieder eine Leichtigkeit zurückzuerobern und ins Spielen zu kommen. Zum 3. Studienjahr wechselte ich zu einer Sprecherzieherin. Ich wusste, sie hatte eine andere Handschrift und war vermutlich doppelt so alt wie mein erster Sprecherzieher. Von ihm hatte ich sehr viel gelernt. Nun wollte ich auch die Begegnungen mit ihr erleben. Und das waren wirklich tolle Begegnungen. Nun teile ich mit dir ein paar Schlüsselmomente auf meiner Reise zu meiner Stimme: Jene Sprecherzieherin war eine sehr weise, elegante, inspirierende Dame. Sie konnte sehr gut gucken, also mich sehr gut beobachten und meine Schutzmechanismen identifizieren. Damit meine ich die Art und Weise, mit der ich mich rettete in äußerliche Mittel, um nicht ganz in die Rolle zu schlüpfen, um gerade noch so zu gefallen. Sie sagt dann immer: Ach! Sie bluffen! Nein – Das glaube ich Ihnen nicht! So ging das eine Weile. Bis zu einem Moment in einer Begegnung. Ich hatte einen Text vorbereitet, saß auf dem Stuhl. Und immer wieder war sie streng mit mir und ermunterte mich, es doch „einfach so“ zu sagen. Ich merke, wie sich etwas in mir rührt, während ich dir das erzähle und ich bin ihr so dankbar für diese Erfahrung. Denn was dann passierte, war magisch: Es gelang mir tatsächlich, es einfach so zu sagen, mich schutzlos der Situation auszusetzen, ganz bei mir zu sein. Und zu fliegen. Sofort kamen mir die Tränen. Ich fühlte mich auf einmal so leicht: als hätte mir jemand einen schweren Mantel von den Schultern genommen. So konnte spielen also sein. Und da musste ich gar nicht spielen!? Das war phantastisch. Dieser Moment hat mich so geprägt und begleitet mich bis heute in der Theaterarbeit und auch im Coaching. Denn wie oft versuchen wir, etwas vorzugeben – sei es eine Professionalität, eine starke Facette von uns, ein so-muss-man-das-doch-machen-oder-nicht!? Dabei dürfen wir es einfach sagen, wie es ist. Und das hat eine unglaubliche Kraft. Eine Souveränität. Und Ausstrahlung. Sag doch einfach mal so deinen Namen. Und steh dazu. Ich bin Andine. Ohne diesen Satz auszuschmücken, besonders zu sagen oder etwas damit bewirken zu wollen. Sag es, wie es ist. Wow! Ein weiterer Schlüsselmoment, auf den ich lange hingearbeitet hatte und der sich endlich einlöste, war das Vorspiel zu Antigone. Ich spielte mit zwei Kommilitonen Antigone. Wir waren echt ein gutes Team, unsere Mentorin Steffi Kühnert hat das Szenenstudium begleitet auf ihre direkte Art und mir auch eine tolle Unmittelbarkeit und Direktheit ermöglicht. Dieses Vorspiel war wie ein Durchbruch für mich: Ich ging ganz auf im Spielen. In den Momenten des Monologes besonders, in dem Antigone ihren letzten Weg geht, denn sie ist zum Tode verurteilt. Das sind natürlich Dimensionen, die man kaum fassen kann – doch es gelang mir. Ich bekam auch richtig schönes Feedback von anderen Studis. Doch das war gar nicht der Punkt. Der Erfolg bestand für mich darin, dass ich nicht die ganze Zeit Angst hatte, meine Stimme könnte nicht halten. Meine Kehlkopfentzündung und mein Stimmverlust waren nun über ein Jahr her gewesen. Ich hatte monatelange Arbeit mit meiner Stimmtherapeutin hinter mir, war begleitet worden von meinem ersten Sprecherzieher und dann noch von der wunderbaren anderen Sprecherzieherin. Ich hatte mir das erarbeitet. Und gelernt, mir selbst zu vertrauen, mich hinzugeben, Kontrolle aufzugeben und im Moment loszulassen. Das war auch so ein unglaublicher Fortschritt für mich, da ich es ja vom Leistungssport gewohnt war, mich durchzubeißen und ich konnte vom Kopf gesteuert wirklich körperlich übermenschliches vollbringen bzw. über (eigentlich unnötige) Grenzen gehen... Und das hatte ich transformiert. Denn wenn es um die Stimme geht, ist Druck mit das Schlimmste, was du machen kannst: Die Magie entsteht im Loslassen. Im Freilassen deiner Stimme. Das machen wir im Coaching durch Ausprobieren, durch ein Erspüren des Zusammenspiels aus Körper, Atem und Stimme, sodass du etwas von der Technik, bzw. von dem Handwerk erlernst, was wir im Theater anwenden. Und durch die Arbeit von Innen: Welche mentalen Blockaden halten dich zurück? Damit irgendwann auch meine Coachees diese Momente der Freiheit mit ihrer Stimme erleben können und in ihre volle Entfaltung kommen. Solche Momente sind echt unbezahlbar und können so tiefgreifende Erfahrungen sein, die verändern, wie du dich siehst und fühlst. Hier ist noch ein spannender Gedanke: Als ich in dieser Krise war, meinte eine befreundete Tanzstudentin zu mir: Andine, wenn du diese Krise spürst – dann ist die eigentliche Arbeit schon gemacht. Dein System hat es nur noch nicht als neue Natur akzeptiert. Und darin besteht das Gefühl der Krise. Das Neue einsinken zu lassen. Daran erinnere ich mich heute gern und freue mich. Dann entspanne ich mich und lasse die Arbeit im Innen von allein geschehen. Letztendlich überstand ich diese Krise, bekam mein erstes Theaterengagement in Regensburg. Und trat es an nicht nur mit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung – und natürlich mit all dem schauspielerischen Handwerk, das ich an der Busch gelernt hatte, und für das ich unglaublich dankbar bin. Sondern besonders auch mit den Kenntnissen darüber, wie ich meine Stimme pflegen kann. Was sie regeneriert. Damit ich eben nicht bei einer Erkältung oder bei Heiserkeit sagen muss: Na gut, dass schweige ich ein paar Tage, dann geht’s wieder. Nein – ich kann vorbeugen, meine Stimme schützen. Und seitdem hat fast nichts meiner Stimme wieder etwas anhaben können. Kein animalisches Brüllen als Elisabeth I. von England, kein kratzig sprechendes Räubermädchen im Weihnachtsmärchen, in dem ich neben dieser Räuberin auch die Schneekönigin und die Prinzessin spielte und das wir glaube ich um die 50 Mal in sechs Wochen spielten, teilweise zwei Mal am Tag. Und all das darf nun in meine Coaching-Tätigkeit einfließen. Wobei ich betonen möchte, dass ich künstlerisch-kreativ und sprechwissenschaftlich fundiert ausgerichtet bin, nicht medizinisch. Will heißen, ich habe nicht die Kompetenz und auch nicht den Wunsch, Stimmstörungen zu behandeln.
Was mein Wunsch ist und meine Intention mit meiner Arbeit ist, dich zu unterstützen, deine Stimme zu finden, in deine volle Präsenz zu kommen, das zu genießen, was du zu sagen hast. In mein neues 3-monatiges Programm MéTAMORPHOSE fließt alles ein: Handwerk und Techniken, die ich seit mittlerweile 10 Jahren als Schauspielerin anwende. Sprechwissenschaftlich fundierte Methoden aus meinem Masterstudium in Kommunikation, das ich neben dem Theaterengagement absolviert habe. Spirituelle Themen aus meiner Tätigkeit als Yogalehrerin und auch als Yogini seit über 20 Jahren. Tiefenpsychologisch und systemisch fundierte Ansätze aus meiner Coaching-Ausbildung bei einem Therapeuten in Heidelberg. Und natürlich bekommst du über 30 Jahre meiner Lebenserfahrung. Wir arbeiten von außen und von innen an deiner Authentic Expression – denn nur dann fühlst du dich leicht und selbstsicher im Auftreten – sei es im beruflichen oder privaten Kontext. Und ganz besonders freut es mich dabei immer wieder, wenn Frauen Raum einnehmen und ihre Botschaft in die Welt bringen. Denn das macht die Welt zu einem besseren Ort. Also wenn du mich nach meiner Business-Vision fragst: Ich wünsche mir eine friedliche, aufrichtige Welt, in der wir einander mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Und ganz viel Herz. Ich glaube, das ist ein gutes Schlusswort für diese Folge von Voice To Heart. Für MéTAMORPHOSE kannst du dich übrigens auf der Warteliste eintragen und erfährst als Erste, wenn es wieder Spots gibt, um mit mir zu arbeiten. Den Link dazu findest du in den Shownotes. Ich freue mich wirklich sehr, wenn du deine Stimmerfahrungen mit mir teilst: Konntest du an eineigen Stellen resonieren? Was beschäftigt dich? Wie kann ich dich unterstützen? Erzähl mir deine Stimmgeschichte. Wie geht es dir mit deiner Stimme? Welche Stimmen in deinem Kopf blockieren dich? Du bist damit nicht allein. Du hast heute gehört, dass ich einen weiten Weg bis heute zurücklegen musste, mit Rückschlägen, mit Menschen, die nicht an mich glaubten. Du kannst dich entfalten.
Let ́s Connect – meinen Kontakt findest du auch in den Shownotes Unterstütze VOICE TO HEART, indem du dem Podcast folgst, 5 Sterne dalässt oder mir sogar auf Apple Podcasts eine Rezension schreibst. Bis zur nächsten Folge VOICE TO HEART...